Seit einigen Jahren genießt Reiner Schürmanns Denken und Schreiben eine späte, doch stetig wachsende, allerdings noch verstreute Rezeption. Einzelforschungen und unterschiedliches Nachdenken nun in einen produktiven Austausch zu bringen, ist das Ziel dieses Zusammentreffens. Ausgehend von den diversen Publikationen in englischer, französischer und deutscher Sprache, die seit 2008 im Verlag DIAPHANES erscheinen, kann eine erste Bestandsaufnahme von Lesarten unternommen und – in der Perspektive der in den kommenden Jahren sukzessiven bereitgestellten Vorlesungen – eine Diskussion im Kontext der Philosophiegeschichte entwickelt werden.
Das Kolloquium ist öffentlich. Es findet in deutscher, englischer und französischer Sprache von 9 bis 18 Uhr statt.
Programm:
Hans Scheulen (Bremen)
Reiner Schürmanns Lesart der Gebürtigkeit und Sterblichkeit –
Das Aufbrechen der normativen Dimension
Francesco Guercio (New York)
“Neither to govern nor to be governed:
anarchy, capture, form-of-life and potentia destituens“
Deposing the metaphysics of the pròs hén relation through
Reiner Schürmann and Giorgio Agamben
Nicolas Schneider (Bruxelles/London)
Investigating broken hegemonies:
Schürmann’s topological strategy of peremption
Mehdi Belhaj Kacem (Paris)
Les transcendantaux phénoménologiques : présence-absence, natalité-mortalité,
appropriation-expropriation, législation-transgression
Malte Fabian Rauch (Berlin)
Schürmann and Hegel on Kant as a Paradigm:
Two Opposed Genealogies of the Apperceptive Subject
Shannee Marks & Peer Wolfram (London)
“The Unapproachable Reiner Schürmann –
A Phantasmatic Philosopher: Film without Why”
wurde 1941 in Amsterdam geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Krefeld. Ab 1960 studierte er Philosophie in München, unterbrochen durch einen Aufenthalt in einem israelischen Kibbuz. 1961 trat er als Novize bei den Dominikanern in Frankreich ein und studierte von 1962–69 Theologie im Saulchoir, Essonne, bei Paris, unterbrochen durch einen Studienaufenthalt in Freiburg i. Br. bei Heidegger. 1970 wurde er zum Dominikanerpriester ordiniert, verließ den Orden 1975 jedoch wieder. Seit den frühen siebziger Jahren lebte Schürmann in den USA und wurde 1975 von Hannah Arendt und Hans Jonas an die New School for Social Research in New York berufen. 1993 starb Reiner Schürmann an Aids. Sein umfangreiches philosophisches Werk verfasste Schürmann in französischer Sprache.