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»Zürich liest Theorie«

10.03.2020, 20:00
Theater Neumarkt, Neumarkt 5, 8001 Zürich

Über den Verlauf der gesamten Spielzeit lesen das Neumarkt-Team, Michael Heitz und interessierte Zürcher*innen ausgewählte Theorietexte. Die Reihe ermöglicht den Dialog über theoretische Texte und in der Kunst-und Theaterwelt angesiedelte Themen.

 

Diesmal: »singulär plural sein« von Jean-Luc Nancy

 

Der Sinn der Existenz ist Gemeinschaft, das Sein ist plural und muss »singulär plural sein« dürfen. In seinem zentralen Werk fragt der französische Denker Jean-Luc Nancy nach den Möglichkeiten des »Zusammen-« bzw. »Mit-Seins«, also danach, wie das Zusammenleben in von radikaler und heterogener Vielheit geprägten Gemeinschaften zu denken sein kann.

 

https://www.theaterneumarkt.ch/programm/zuerich-liest-theorie

Jean-Luc Nancy: singulär plural sein

Syrien, Irak, Mali, Sudan – dies sind nur einige wenige der Eigennamen, die blutige Auseinandersetzungen zwischen Identitäten benennen. Angesichts der Realität andauernder Kriege und Bürgerkriege gilt es, unser Verständnis des »Gemeinsamen« und der »Gemeinschaft« zu hinterfragen. In »singulär plural sein«, seinem wohl einflussreichsten Werk, entwirft Jean-Luc Nancy eine Ontologie des Mit-Seins, die den überkommenen Politiken der Gemeinschaft entgegentritt. Das Sein des Mit-Seins ist wesentlich plural, und eine Politik, die ihm gerecht werden will, muss die Entfaltung dieser Pluralität garantieren, anstatt sie in einer totalitären Einheit aufzulösen. Ko-Existenz und Mit-Sein sind die fundamentalen Kategorien dieses Denkens, das sich der dringlichen Notwendigkeit eines Seins-in-der-Gemeinschaft stellt. Wie also kann eine nicht-totalitäre Politik gedacht werden, die das plurale Sein auf neue Horizonte hin öffnet?