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Literatur

»Was, zum Teufel, ist das für ein Land…«
»Was, zum Teufel, ist das für ein Land…«

Alexis de Tocqueville

Am Oneida-See

Am 8. Juli 1831 verließen wir bei Sonnenaufgang das kleine Dorf Fort Brewington und machten uns nach Nordwesten auf den Weg. Ungefähr anderthalb Meilen vom Haus unseres Gastgebers entfernt führt ein Pfad in den Wald; wir folgen ihm unverzüglich. Die Hitze begann schon, lästig zu werden. Auf eine stürmische Nacht war ein Morgen ohne Frische gefolgt. Bald befanden wir uns, vor den Strahlen der Sonne geschützt, mitten in einem jener tiefen Wälder der Neuen Welt, deren finstere und wilde Majestät die Einbildungskraft...
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Aktuelle Texte

Johannes Binotto

Der Zähmung widersprechen

Von der Zähmung zu sprechen und ihr zu widersprechen muss damit anfangen, das Wort selbst zum Reden zu bringen. »Zahm« – der rätselhafte Ausdruck geht auf dieselben sprachgeschichtlichen Wurzeln zurück wie die Wörter »Damm« und »Zimmer«. Das Zähmen, so macht die Etymologie damit bereits klar, ist ein Akt der Eindämmung, des Abscheidens und der Einpassung. Was einmal gezähmt wurde, hat seither einen klar begrenzten Ort, seine eigene Kammer, in die es fortan nicht einmal mehr eingesperrt werden muss, weil es das Zimmer in Form seiner Zähmung dauernd mit sich herumträgt. Der zahme Bär an der Leine des Schaustellers, wie man ihn noch Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Jahrmärkten vorführte, schien zwar auf dem offenen Dorfplatz zu stehen, steckte dabei aber doch eigentlich im grausamen Käfig seines Dompteurs, den dieser ebenso eng wie unsichtbar um ihn gezimmert hatte.

Noch suggestiver ist da das Französische, wo man das zahme Tier »animal privé«...

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Ann Cotten

Das Schöne, Mensch, ist das nicht objektiv?

— Inwiefern bist du Kommunistin – da wir das definieren ­müssen: jemand, die überzeugt ist, dass eine von Grund auf andere Orga­nisationsform des gemeinschaftlichen Lebens den Menschen gut­tun würde, –

— Moment, ist das nicht auch ein Monarchist oder ein Sektenführer?

— Mit Fokus auf Gerechtigkeit.

— Aber die Leute sollen anders sein, ja?

— Total anders.

— Bist du nicht einfach Misanthropin?

 

––––––––––––––––––––––

 

— Nein, weil es gibt Leute, die ich sehr mag, und ich verstehe deswegen nicht, warum die meisten so dumm, oarsch und nervig sind.

— Die meisten Leute stört das nicht so sehr wie dich, wie die anderen sind.

— Ach ja? In meiner Beobachtung stört die meisten Leute alles, was anders ist als sie. Deswegen braucht es Regeln, wie man sich anständig verhält gegenüber Leuten, die man zum Großteil nicht mag.

— Du hast gerade sehr gelitten in einem Zugabteil mit zwei jungen Großmüttern, die miteinander ins Gespräch gekommen sind, während du »arbeiten« wolltest. Und...

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Aktuelle Texte

Angelika Meier

Dreifaltigkeit meiner Zwirnspulenexistenz

In perfekt sitzender Uniform, die Hakenkreuzbinde frisch aufgebügelt, stehe ich in einer langen Schlange in einer amerikanischen Behörde, um einen Antrag auf einen total war zu stellen, doch nach stundenlangem Schlangestehen teilt mir der freundliche Sachbearbeiter mit, dass das application form for foreign aggressions im Saal nebenan zu erbitten sei. Da ich ein depressiver Faschist bin, lasse ich trotz meiner feschen braunen Uniform den Kopf immer recht schnell hängen und beschließe daher, für heute Schluss und lieber erst morgen den nächsten Versuch zu machen. Am nächsten Morgen stehe ich so auch tatsächlich wacker in der richtigen Schlange, habe dann aber nicht alle Papiere zusammen, um ordnungsgemäß einen total war zu beantragen. Neben der Geburtsurkunde (Original, keine Kopie!) fehlen mir zwei weitere Empfehlungsschreiben amerikanischer Staatsbürger. Man braucht fünf. Aber – ich dachte, drei… Nein, fünf insgesamt! Lächelnd hebt die Sachbearbeiterin ihre rechte Hand, die Finger anschaulich gespreizt. Wo ich doch aber schon...

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»Wenn man eine solche Frau hat, lässt sich auch in Berlin leben.«
»Wenn man eine solche Frau hat, lässt sich auch in Berlin leben.«

Maria Zinfert

Lili Kracauer. Eine biographische Skizze

»Wenn man eine solche Frau hat, lässt sich doch auch in Berlin leben«, bemerkt Ernst Bloch im Sommer 1931 in einem Brief an den Freund Siegfried ­Kracauer.1 Die Frau, um die es hier geht, ist keine andere als Lili Kracauer. Mitte der 1920er Jahre hatte sie Kracauer in Frankfurt am Main kennengelernt und war mit ihm nach ihrer Heirat im März 1930 nach ­Berlin übergesiedelt. Weitere Stationen des gemeinsamen Lebens waren Paris und – nach ihrer Flucht vor den Deutschen...
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Aktuelle Texte

Stephen Barber

Twenty-four hours in state of unconsciousness

Now the dead will no longer be buried, now this spectral city will become the site for execrations and lamentations, now time itself will disintegrate and void itself, now human bodies will expectorate fury and envision their own transformation or negation, now infinite and untold catastrophes are imminently on their way —ready to cross the bridge over the river Aire and engulf us all — in this winter of discontent, just beginning at this dead-of-night ­instant before midnight, North-Sea ice-particles already crackling in the air and the last summer long-over, the final moment of my seventeenth birthday, so we have to go, the devil is at our heels… And now we’re running at full-tilt through the centre of the city, across the square beneath the Purbeck-marble edifice of the Queen’s ­Hotel, down towards the dark arches under the railway tracks, the illuminated sky shaking, the air fissured with beating cacophony,...

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