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Uwe Jochum: Goethes Bibliotheksökonomie
Goethes Bibliotheksökonomie
(S. 111 – 123)

Uwe Jochum

Goethes Bibliotheksökonomie

PDF, 13 Seiten

  • Europa
  • Medienwissenschaft
  • Archiv
  • Bürokratie
  • Mediengeschichte
  • Kulturgeschichte

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch, Englisch, Französisch

Uwe Jochum

ist Fachreferent für Allgemeine Literaturwissenschaft, Amerikanistik, Anglistik, Germanistik, Musik und Pädagogik an der Bibliothek der Universität Konstanz.

Bernhard Siegert (Hg.), Joseph Vogl (Hg.): Europa: Kultur der Sekretäre

Bernhard Siegert (Hg.), Joseph Vogl (Hg.)

Europa: Kultur der Sekretäre

Broschur, 272 Seiten

Vergriffen

PDF, 272 Seiten

Eine Grundregel unserer Schriftkultur besagt seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, dass ein Autor immer etwas anderes und immer mehr sei als ein bloßer Schreiber. Diese Regel hat Werke und Schulen, Texte und Kommentare hervorgebracht und dabei vergessen gemacht, was stets den Boden dieser repräsentativen Kulturarbeit bereitet: ein unaufhörliches Auf- und Abschreiben, Verzeichnen, Registrieren und Archivieren. Eine europäische Kultur der Sekretäre wird in den Aufsätzen dieses Bandes historisch und thematisch im weitesten Sinne begriffen. Sie schließt den apostolischen Auftrag als Sekretariat des göttlichen Wortes ebenso ein wie die graue Arbeit des Kanzlisten im Dienste eines abendländischen Gerichtswesens; sie reicht von den Archivaren und Bibliothekaren der neuzeitlichen Gedächtnisbürokratie bis hin zum Stand von Sekretärin oder digitalen Techniken im modernen Büro; sie wird von der unermüdlichen Arbeit mittelalterlicher Kopisten ebenso geprägt wie von der neueren Machtfigur des General- und Parteisekretärs. In allen diesen Fällen lässt sich die Gestalt des Sekretärs ganz allgemein als eine Schaltstelle von Daten und Botschaften begreifen, die die grundsätzliche Fremdheit der Rede in die autorisierten Formen des Befehls und der Rechtsprechung, der Wahrheitsrede und der Kunst übersetzt. Das Imaginäre einer europäischen Kultur wird ermöglicht und überliefert durch das Reale einer sekretären Politik – als einer Politik der Namen und Taten, der ›res gestae‹ im weitesten Sinn.