Nutzerkonto

Horst Bredekamp: Sonnenlicht und Augenschmerzen
Sonnenlicht und Augenschmerzen
(S. 35 – 48)

Von Kepler bis Lorrain

Horst Bredekamp

Sonnenlicht und Augenschmerzen
Von Kepler bis Lorrain

PDF, 14 Seiten

Im frühen 19. Jahrhundert kam es, wie Jonathan Crary in seinem Buch Techniken des Betrachters dargestellt hat, zu einem Paradigmenwechsel, der Ablösung der Camera obscura als Modell des Sehens hin zu der Verortung der Wahrnehmung in den Bereich menschlicher Physiologie.Horst Bredekamps Beitrag Sonnenlicht und Augenschmerzen fügt dieser Diagnose eine historische Nuance hinzu. Denn eine Untersuchung der Sonnenforschung im 17. Jahrhundert macht deutlich, wie der schmerzhafte Blick in die Sonne gerade dadurch vermieden wurde, dass die Camera obscura zum Einsatz kam. Erst die Umgehung des Auges durch die Camera obscura erlaubte das Studium des Lichts und ermöglichte es, die bei diesem Forschungsgegenstand unweigerlich auftretenden Nachbildeffekte zu eliminieren – mit anderen Worten: das Bild des Himmelskörpers von den Gespenstern des Auges zu unterscheiden und somit die Anschauung der Sonne von den Scheinbildern des Gesichtssinns loszulösen. Die Camera obscura ist hier als das bewährte Gehäuse zur Trennung von Innen und Außen im Einsatz, das es gestattet, Bilder unter Vermeidung eines direkten Blicks herzustellen.

  • Farbenlehre
  • Optische Täuschung
  • Wissenschaftsgeschichte
  • Malerei
  • Physiologie
  • Wahrnehmung
  • Blick
  • Farbe
  • Kunstgeschichte
  • Bildlichkeit
  • Auge
  • Goethe

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch, Englisch, Französisch

Horst Bredekamp

ist Kunsthistoriker. Seit 1993 ist er Professor für Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und seit 2003 auch Permanent Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind der Bildersturm, die Skulptur der Romanik, die Kunst der Renaissance und des Manierismus und die politische Ikonographie.

Werner Busch (Hg.), Carolin Meister (Hg.): Nachbilder

Nachbilder sind optische Phänomene, mit denen das ­Sehen sich selbst in den Blick nimmt. Seit der Empirismus im 18. Jahrhundert die Subjektivität der Wahrnehmung erschloss, traktierten Wissenschaftler, Künstler und Philosophen ihre Augen, um sie nicht als Empfänger, sondern als Erzeuger von Licht- und Farbphänomenen zu erfahren. Als im buchstäblichen Sinne verkörperte Bilder verschwanden diese ephemeren Erscheinungen mit den Wahrnehmungsorganen, die sie hervorgebracht hatten. Welche Bildkonzepte aber tauchen mit der Entdeckung der visionären Möglichkeiten des Sehens auf?

Wie Goethes Farbenlehre es für das 19. Jahrhundert prominent formuliert, bricht im Nachbild die Differenz von innerer und äußerer Sensation zusammen. Was impliziert dieser Zusammenbruch für die künstlerische wie wissenschaftliche Erfassung der Natur? Ist die Wahrheit in der Malerei noch ohne die Aufzeichnung jener flüchtigen Phänomene zu haben, die der Wahrnehmungsapparat in die Welt projiziert? Der Band versammelt Beiträge, die die physiologische Frage nach dem Sehen mit der produktionsästhetischen Frage nach dem Bild verknüpfen. Die bildgeschichtliche Relevanz der Eigenaktivität des Auges rückt nicht zuletzt anlässlich der Wiederkehr des Nachbilds in der neueren Kunst in den Fokus.

Inhalt