»Erst als die Menschen sich ohne Grenzziehungen vor Ansteckung immunisierten, konnten sie eine politische Gesellschaft ins Leben rufen, die von der Trennung zwischen den Gütern eines jeden Einzelnen definiert wird. Die Festlegung des Eigenen aber markiert das Ende des Gemeinen. Seither ist die ganze Geschichte der Menschheit in einer ungelösten Dialektik zwischen den Polen Chaos und Ordnung, Identität und Differenz, Kommunität und Immunität verstrickt: Wann immer »Volkes Freiheit« überwiegt, im Rom der Republik oder im modernen Europa, kehren gewisse Merkmale der außergesetzlichen Gemeinschaft wieder, mit all den Potentialitäten, aber auch all den Risiken, die dem innewohnen. Daher die Notwendigkeit einer – religiösen, juristischen, gesellschaftlichen – Hemmung, die mittels immunisierendem Gegendruck den Auflösungsdrang der communitas einzudämmen vermag.«
lehrt theoretische Philosophie an der Scuola Normale Superiore di Pisa. Er arbeitete wiederholt mit Jean-Luc Nancy und Giorgio Agamben zusammen und unterrichtete regelmäßig in den USA (UCLA, Columbia University), wo er als Hauptvertreter der »Italian Theory« viel beachtet wird. Seine Bücher sind inzwischen in rund ein Dutzend Sprachen übersetzt.