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Yussef Bazzi: Yassir Arafat sah mich an und lächelte

Yussef Bazzi

Yassir Arafat sah mich an und lächelte
Erinnerungen eines Kämpfers

Übersetzt von Nermin Sharkawi

Gebunden mit Schutzumschlag, 104 Seiten

Porträt des Kämpfers als junger Mann

»Yassir Arafat sah mich an und lächelte« ist der erschreckend nüchterne Bericht eines Jungen, der als Kämpfer im libanesischen Bürgerkrieg zwischen Schulbank und Geschützgraben heranwächst. Fünf Jahre lang hat der Junge teil am erbitterten Kampf um kleinste Territorien bei ständig wechselnden Allianzen, er erstürmt Stellungen, liegt unter Beschuss, wirft Granaten, tötet und wird nebenbei in der Großstadt Beirut erwachsen, lernt Mädchen, Pornos, Drogen, Alkohol kennen. Er begegnet dem Grauen mit Coolness, genießt seinen neuen Status, lebt den Krieg, wie andere Jugendliche ein Videospiel spielen: der Gegner – eine auszuschaltende Figur, Befehle – sind auszuführen.

Yussef Bazzi enthält sich jeglicher politischen oder moralischen Wertung, doch der scheinbar naive Blick seines jugendlichen Alter Ego zeigt gerade, was vom Staub aufgeregter Medienberichterstattung und den heroisch eingefärbten Linsen des Hollywood-Kinos gleichermaßen verdeckt wird: den einzelnen Menschen, der, nicht vor die Wahl zwischen Frieden und Krieg gestellt, nur einen Ausweg hat: Überleben.

»Yassir Arafat sah mich an und lächelte« beschreibt, was keine Kamera und kein journalistischer Kommentar einfangen können: die authentischen Erfahrungen eines Betroffenen, unvermittelt, ungeschönt und unsentimental.

Sommer 1981. Ich bin 14 Jahre alt. Mahmud Al-Taki trägt meinen Namen in das Heft ein und bringt mich in die Ausrüstungskammer: ein Paar Rangers, Khakiuniform, das Sturmabzeichen der Partei auf der Schulter, ein Patronengürtel mit drei Magazinen Munition, zwei Granaten, eine schlanke Kalaschnikow mit abgesägtem 11er-Lauf.


So werde ich Mitglied der Milizen, die der Syrischen Sozialen Nationalistischen Partei (SSNP)* in Beirut unterstellt sind. Der Sold beträgt sechshundert Libanesische Lira und eine Packung Zigaretten pro Tag. Ich wohne auf der Militärbasis der »Kommandozentrale Beirut« in der Nähe vom Hotel Bristol. Unsere Verpflegung wird täglich von der Zentralküche angeliefert und wir erhalten zusätzlich monatliche Lebensmittelrationen von der Stabsstelle der »Gemeinsamen Streitkräfte« (Libanesische Nationalbewegung* und PLO*).


Zuvor habe ich an den Kämpfen gegen die Murabitun* teilgenommen, die nach der Tötung von Kamal Kheir-Bek* und Baschir Abid ausgebrochen waren. Wir sind auf dem Dach des »Hauses der Technik« in der Verdun-Straße und liefern uns mit den Murabitun-Leuten, die aus Tellet Al-Khayat gekommen sind, mit Gewehren und Raketengeschossen ein Gefecht. Plötzlich rast ein Fahrzeug die Verdun-Straße herauf und feuert Schüsse ab. Wir antworten mit einem Hagelsturm aus unseren MGs und mit zwei RPG-Granaten (B-7), bis es sich in einen brennenden Klumpen aus Fleisch und Metall verwandelt hat.


Bei Tagesanbruch kommt eine Ersatztruppe und wir werden zum Stützpunkt zurückgebracht. Man versorgt uns mit Hähnchensandwiches aus dem Restaurant Marrouche* und verteilt Mineralwasserflaschen sowie Zigarettenpäckchen. Zur besseren Unterscheidung und Kennzeichnung binden wir uns weiße Stirnbänder um den Kopf. Eine halbe Stunde später bekommen wir Befehl, uns der Truppe anzuschließen, die sich in der Nähe der Al-Hamra versammelt: Wir sollen den Bezirk Al-Labban angreifen.

Der Angriff beginnt vor Sonnenaufgang und erfolgt aus verschiedenen Richtungen. Die Ras Beirut-Leute steigen vom »Strand« zur Hamra-Straße hoch zum Pavillon. Die Zuqaq al-Balat-Gruppe wird ihren Angriff vom Hotel Royal Garden aus starten und dort auf die Murabitun stoßen. Eine weitere Gruppe rückt von Al-Kraitam aus bis hinunter zum Hotel Commodore vor. Wir sollen uns am Bristol in zwei Gruppen aufteilen und von der Madame-Curie- Ecke Al-Sanbura-Straße aus über zwei Straßen direkt zu ihrem Büro vordringen.

Die Befehle sind eindeutig: Nicht von weitem schießen. Sie sind auf den Dächern. Wir sollen geräuschlos vorrücken, ganz nah an die von ihnen besetzten Gebäude heran. Keine Verwicklung in Gefechte, keine Straßensperren. Hängt euch an sie ran, überfallt sie. Schießt, während ihr auf sie zulauft. Wir sind mehr als zweihundert Mann. Wir ziehen alle...

  • Gewalt
  • Krieg
  • Jugend
  • Naher Osten
  • Kriegserfahrung
  • Bürgerkrieg
  • Erinnerung
  • 1980er Jahre
  • Kindheit

»In einem spektakulär nüchternen und ätzend aktuellen Buch gibt uns der libanesische Dichter Yussef Bazzi Einblick ins Innere eines Widerstandskämpfers im Beirut-Krieg zwischen den Fronten« Stefan Zweifel, NZZ am Sonntag

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Yussef Bazzi

Yussef Bazzi

wurde in Beirut geboren. Wie viele junge Männer seiner Generation kämpfte er im libanesischen Bürgerkrieg. 1986, nach sechs Jahren zwischen den Fronten, verließ er den Libanon und begann, seine Erfahrungen literarisch zu verarbeiten. Heute lebt er wieder in Beirut und hat sich als Dichter und Journalist in der arabischen Welt einen Namen gemacht. »Yassir Arafat sah mich an und lächelte« ist sein erstes erzählerisches Werk.

»Ich bin's, der Teufel… bitte nicht schießen!«

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