Nutzerkonto

Buchpremiere: »Wasserball«
Lesung und Gespräch mit Mário Gomes, Douglas Pompeu und Michele Pedrazzi

01.09.2023, 20:00
Espace DIAPHANES Berlin, Dresdener Str. 118, 10999 Berlin

Mário Gomes liest aus seinem am 01. September erscheinenden Buch und spricht mit Douglas Pompeu über diesen virtuos mit allerlei Genres flirtenden, an südamerikanischer Metafiktion und den Spielregeln von OuLiPo geschulten Roman. Sound: Michele Pedrazzi.

 

»Ein Blutfaden umkringelte das Bein eines Barhockers, auf dessen Rückenlehne ein mächtiger Apparat wie auf Adlerfüßen thronte. Dass es eine Flugdrohne war, die vor ihr auf dem Barhocker saß, wurde ihr erst klar, als aus einem Winkel des Raums ein sehr viel kleineres Exemplar herangehummelt kam. Das Ding flog auf Lídia zu, eher zerbrechlich als bedrohlich, und landete auf der Anrichte. Obwohl nichts an dem Gerät auch im Entferntesten einem Augenpaar ähnelte, war es Lídia, als ­musterte es sie neugierig. Auch mit einer gewissen Zuneigung. Sie hätte es streicheln wollen, doch das Vibrieren ihres Handys – dabei hatte sie doch gerade erst die Vibration abgestellt – lenkte davon ab. Siehst du? Die Nachricht kam von Faria. Ich bin tot. Es wird Nacht.«

 

Eintritt frei

 

 

Mário Gomes

Mário Gomes

ist Autor, Übersetzer, Filmemacher und Dozent für Literatur- und Medienwissenschaften. Er hat an den Universitäten Bonn und Florenz zum Inneren Monolog promoviert und Anfang 2023 eine an der Universität Lissabon entstandene Post-Doc-Arbeit zum Dispositivbegriff vorgelegt. Als literarischer Übersetzer überträgt Gomes Prosa und Lyrik ins Deutsche, Portugiesische sowie ins Spanische. Gemeinsam mit Jochen Thermann veröffentlichte er 2016 den Roman Berge, Quallen bei DIAPHANES. 
Mário Gomes: Wasserball

Mário Gomes

Wasserball
Roman

Broschur, 236 Seiten

ePub

Als Fernandes nach vielen Jahren in seine Heimatstadt Mindelo auf der kapverdischen Insel São Vicente zurückkehrt, um dem Begräbnis eines Onkels beizuwohnen, findet er nicht nur eine zerrüttete Familie vor, sondern auch eine Stadt, die er vor lauter Baustellen kaum wiedererkennt. Dort lernt er einen entfernten Cousin, Silver, kennen, der an der zerklüfteten Nordseite der Insel, inmitten einer im Bau befindlichen künstlichen Bucht, dem ehrgeizigen Projekt nachgeht, eine Wasserballmannschaft aufzubauen.
Je mehr Zeit Fernandes mit seinem Cousin verbringt, desto größer werden die Spannungen innerhalb der Familie, während Silvers Traum von der Wasserballmannschaft immer stärker durch den Ausbau der künstlichen Bucht bedroht wird. Obwohl unklar ist, wer hinter dem Bauvorhaben steckt, ist Silver entschlossen, für seinen Traum zu ­kämpfen. Während er die Konfrontation mit den Verantwortlichen der Großbaustelle sucht, macht sich sein Cousin gemeinsam mit der Computerprogrammiererin Lídia daran, den ­Familienkonflikt zu ergründen.


Ein virtuos mit allerlei Genres flirtender, an südamerikanischer Metafiktion und den Spielregeln von OuLiPo geschulter Roman von ebenso eleganter wie avancierter Kunstfertigkeit.