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Karin Leonhard: Blut sehen
Blut sehen
(S. 119 – 138)

Karin Leonhard

Blut sehen

PDF, 20 Seiten

Der Blick durch das optische Medium des Mikroskops führt in Rückkoppelung mit dem kartesischen Modell des Körpers als Wärme-Kraft-Maschine zu einer medialen Transformation der Konzeptualisierung des Lebens. In ihrem Beitrag führt Karin Leonhard den Nachweis, dass Antoni van Leeuwenhoeks Blick durch das einfache Mikroskop, angeleitet durch das Maschinen-Paradigma Descartes’, in ein Darstellungsmodell des Blutkreislaufes mündet, die das Gesehene in digitale Punkt-für-Punkt bzw. Reiz-für-Reiz-Relationen auflöst, um es auf diese Weise in einen Kupferstich zu überführen. Während die Farbe im 17. Jahrhundert aus der wissenschaftlichen Repräsentation des Blutes eliminiert wird, feiert sie auf den Leinwänden der Zeitgenossen eine triumphale Wiederkehr. Vermittelt durch das optische Medium Mikroskop mündet die Diskussion um die lebensspendenden Eigenschaften des Blutes in einen Diskurs um die Lebendigkeit des Bildes aufgrund der Qualitäten der Farbe.

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Karin Leonhard

ist promovierte Kunsthostrikerin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.

Anja Lauper (Hg.): Transfusionen

Seit der frühen Neuzeit erfuhr die Rede vom Blut wiederholte Umcodierungen: transformiert sich das christliche Blut des Erlösers nach 1600 zum physiologischen Träger des Lebens, so markiert 1800 das historische Datum, an dem es vom sozialen Unterscheidungsmerkmal zum Objekt eines Wissens vom Leben avanciert. Im Dispositiv der Bio-Politik wird das Blut zum Lebenssaft des biologischen wie des politischen Körpers.

Der Diskurs des Blutes wird von den verschiedensten Medien produziert, in Umlauf gebracht und reguliert, oder aber er wird selbst zum Medium. Die Momente des Übergangs, die Transfusionen zwischen verschiedenen Wissenskreisläufen, zwischen Kunst und Literatur, Ökonomie und Lebenswissenschaften sind das Thema des vorliegenden Bandes.