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Gabriele Brandstetter: »Gute Nacht du liebes Blut«
»Gute Nacht du liebes Blut«
(S. 157 – 177)

Brentanos Poetik des Schreibstroms

Gabriele Brandstetter

»Gute Nacht du liebes Blut«
Brentanos Poetik des Schreibstroms

PDF, 21 Seiten

Um ästhetische Repräsentationen des Blutes sowie deren mediale Transfusionen und Zirkulationen geht es in den nächsten beiden Beiträgen. Gabriele Brandstetter weist in ihrer Studie nach, wie der zu den Wundmalen einer stigmatisierten Frau austretende Blutstrom zum Ort der Einsetzung einer männlichen Schrift wird. Die Wundmale der Anna Katharina von Emmerick geraten für Clemens Brentano im Jahr der Erfindung der modernen Transfusion durch James Blundell 1818 zum Ort einer zweifachen Instituierung der eigenen Schrift, einmal im Sinne der somatischen Konversion Freuds als trans-latio des Wortes in Fleisch und des Blutes in Schrift; und zum anderen, indem die reale Präsenz des Blutes, die Transfusion und Transsubstantiation von Schrift in Körper, Blut in Zeichen zum Modell einer eucharistischen Poetik des Überfließens und des Überflusses avanciert. Die Trans-lationen zwischen körperlicher Heilung und geistlichem Heil sind jedoch problematisch geworden; der somatische und symptomatische »Signifikant« des Blutes produziert einen ständigen Überschuss und involviert die Schrift in eine ständige Dis-lokation und unabschließbare Prozessualisierung.

  • Kreislauf
  • Christentum
  • Gott
  • Romantik

Meine Sprache
Deutsch

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Gabriele Brandstetter

ist Profesorin für Theaterwissenschaft und Tanzwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschichte und Ästhetik des Tanzes seit dem 18. Jahrhundert, Avantgardistisches Theater und Tanz, Performance, Theatralität und Geschlechtsunterschiede sowie Körper-, Bewegungs- und Bildkonzepte. Seit 2007 ist sie Mitdirektorin des Internationalen Kollegs »Verflechtungen von Theaterkulturen«

Weitere Texte von Gabriele Brandstetter bei DIAPHANES
Anja Lauper (Hg.): Transfusionen

Seit der frühen Neuzeit erfuhr die Rede vom Blut wiederholte Umcodierungen: transformiert sich das christliche Blut des Erlösers nach 1600 zum physiologischen Träger des Lebens, so markiert 1800 das historische Datum, an dem es vom sozialen Unterscheidungsmerkmal zum Objekt eines Wissens vom Leben avanciert. Im Dispositiv der Bio-Politik wird das Blut zum Lebenssaft des biologischen wie des politischen Körpers.

Der Diskurs des Blutes wird von den verschiedensten Medien produziert, in Umlauf gebracht und reguliert, oder aber er wird selbst zum Medium. Die Momente des Übergangs, die Transfusionen zwischen verschiedenen Wissenskreisläufen, zwischen Kunst und Literatur, Ökonomie und Lebenswissenschaften sind das Thema des vorliegenden Bandes.