»Legenden« erzählt die Karriere und Krisis der Kulturtechnik Bildbeschreibung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Zwischen der Jahrhundertwende und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erfährt die Bildbeschreibung in so unterschiedlichen Bereichen wie Philosophie und Psychoanalyse, Ästhetik und Pädagogik, Kunstwissenschaft und Malerei eine Grundlagenkrisis – und gerät in derselben Bewegung in den Fokus der Aufmerksamkeit. Das Buch untersucht Schlüsselmomente dieser Geschichte der Bildbeschreibung und widmet sich den scharfsinnigsten Diagnostikern ihrer Krise: dem Psychoanalytiker Sigmund Freud, dem Kunsthistoriker Erwin Panofsky, dem Künstler René Magritte und dem Philosophen Walter Benjamin. Im Durchgang durch unterschiedliche Wissensgebiete rekonstruiert das Buch ein unbekanntes Stück der Diskursgeschichte der Bildbeschreibung. Im Doppelpass zwischen der Diskursgeschichte der Bildbeschreibung und den zeitgleich virulenten Bildmedien entfaltet die Autorin das Spektrum der unterschiedlichen Techniken: Sie reichen vom Bilderrätsel zur Kinderfibel, von der psychoanalytischen Kur zum Alphabetisierungsprogramm und vom Kino zur kunsthistorischen Methodendiskussion – die als Archäologie der Bildbeschreibung von Legenden fortgeführt wird. In Zentralstellung gerät das barocke Modell des Anschauungsunterrichts, das nicht nur von Walter Benjamin Ende der zwanziger Jahre als Ursprung der Kulturtechnik Bildbeschreibung ausgegraben wird.