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Isabelle Stauffer: Zur Oberflächlichkeit literarischer Figuren des Fin de siècle
Zur Oberflächlichkeit literarischer Figuren des Fin de siècle
(S. 255 – 267)

Isabelle Stauffer

Zur Oberflächlichkeit literarischer Figuren des Fin de siècle

PDF, 13 Seiten

Am Beispiel von Heinrich Manns Romantrilogie Die Göttinnen (1903) und Franziska zu Reventlows Kurzroman Von Paul zu Pedro (1912) unterzieht Isabelle Stauffer die angebliche Oberflächlichkeit literarischer Figuren des Fin de siècle einer kritischen Revision. Die Inszenierung der Oberflächlichkeit in der Sprache der Texte und der Darstellung ihrer Figuren verbindet, so die These, einen ästhetisch-systematischen Anspruch mit einem politischen Impetus. Sie unterläuft die Konzeptionen einer ›inneren‹ oder ›tieferen‹ Wahrheit der Geschlechtsidentität und des Gefühls, indem sie diese Projektionen einer Technologie der (Deutungs‑)Macht decouvriert. Gegen die bürgerliche Tiefenepisteme gerichtet, konzentriert sich die um 1900 gepflegte »Cultur der Oberfläche« auf die autoreferenzielle Materialität der literarischen Sprache und ihrer Formen.

  • Oberfläche
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Isabelle Stauffer

hat Germanistik, Filmwissenschaft und Philosophie in Zürich und Berlin studiert und ist Postdoc-Stipendiatin im Graduiertenkolleg »Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse. Dimensionen von Erfahrung« in Frankfurt und Kassel. Zuvor war sie Forschungsstipendiatin und Lehrbeauftragte der Universität Zürich. Ihre Dissertation schrieb sie zum Thema: Ironische Inszenierungen von Geschlecht. Topoi, Identität und Beziehungen bei Annette Kolb und Franziska zu Reventlow. Sie veröffentlichte zu Geschlecht und Literatur in der Frühen Neuzeit, im Fin de siècle sowie zu Gender und Selbstreflexivität im aktuellen Hollywoodkino.

Weitere Texte von Isabelle Stauffer bei DIAPHANES
Die Gruppe »Oberflächenphänomene« (Hg.): Mehr als Schein

Oberflächen galten und gelten gemeinhin als suspekt: Sie scheinen nur der Zier, wenn nicht gar der Irreführung zu dienen, denn der Schein, so heißt es seit jeher, trügt. Das Wesentliche dagegen – Inhalt, Bedeutung, Wahrheit – wird in der Tiefe vermutet. Der vorliegende Band diskutiert nicht das vermeintlich Defizitäre der Oberfläche, sondern das, was sie in erster Linie ist: ein ästhetisches Phänomen, das von Inhalten nicht ablenkt oder sie schmückt, sondern sie überhaupt erst prägt und ihnen sinnliche Dimension verleiht. Die Beiträge aus Filmwissenschaft, Kunstgeschichte, Literatur- und Theaterwissenschaft sind vereint durch das Forschungsinteresse an den ästhetischen und medialen Umwertungen, welche die Effekte und Erscheinungen von Oberflächen rund um die bürgerliche Episteme der Tiefe erfahren haben. Feudale Kunstwerke, antibürgerliche Avantgardebewegungen, neue Medien sowie postmoderne Theorieansätze haben je spezifische Ästhetiken und Theoreme der Oberfläche geboten, welche die Erscheinungs- und Bedeutungsvielfalt des Begriffs deutlich machen, seine Metaphorik ausloten lassen und Annäherungen an seine Komplexität ermöglichen.

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