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Valeska von Rosen: Pygmalion der Oberfläche
Pygmalion der Oberfläche
(S. 53 – 74)

Giovanni Boldinis Frauendarstellungen

Valeska von Rosen

Pygmalion der Oberfläche
Giovanni Boldinis Frauendarstellungen

PDF, 22 Seiten

An der Oberflächenbehandlung in der Porträtkunst des italienischen Malers Giovanni Boldini, der im späten 19. Jahrhundert die französische haute volée und einige berühmte Künstlerkollegen (so etwa Menzel) porträtierte, zeigt Valeska von Rosen, wie die traditionellen Grenzen zwischen ›Salonkunst‹ und ›Avantgardekunst‹ unterlaufen werden. In preziösen Genrebildchen wird eine intime Stimmung mit olfaktorischen, ja taktilen Qualitäten erreicht. In mondänen Porträts verselbständigen sich die Pinselzüge und stehen sowohl für den expressiven Künstler als auch für die adelige Porträtierte. Überformatige Auftragsbildnisse opulent bekleideter Großbürgerinnen schließlich zeigen den Maler als Coutûrier, der seine Modelle als modische ›Kreationen‹ schafft. Die ästhetischen Ambitionen der jungen Modeschöpfer, die sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch durch die Stilisierung zu Künstlern Prestige sicherten, werden von Boldini somit umgekehrt und in einen malerisch-textilen Oberflächenrausch übersetzt.

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Valeska von Rosen

Valeska von Rosen

ist seit 2006 Inhaberin des Lehrstuhls für allgemeine Kunstgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum und war im Jahr 2006/07 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. In ihrer Dissertation zu Mimesis und Selbstbezüglichkeit in Werken Tizians. Studien zum venezianischen Malereidiskurs (Berlin/Emsdetten 2001) beschäftigt sie sich mit der Poiesis-Thematik. Neben Projekten zur Kunst des 20. Jahrhunderts forscht sie insbesondere zur italienischen Kunst der Frühen Neuzeit, zu Fragen der künstlerischen Nachahmung, Selbststilisierung und Kreativität sowie zu Wechselwirkungen zwischen Kunst und Literatur.
 

Weitere Texte von Valeska von Rosen bei DIAPHANES
Die Gruppe »Oberflächenphänomene« (Hg.): Mehr als Schein

Oberflächen galten und gelten gemeinhin als suspekt: Sie scheinen nur der Zier, wenn nicht gar der Irreführung zu dienen, denn der Schein, so heißt es seit jeher, trügt. Das Wesentliche dagegen – Inhalt, Bedeutung, Wahrheit – wird in der Tiefe vermutet. Der vorliegende Band diskutiert nicht das vermeintlich Defizitäre der Oberfläche, sondern das, was sie in erster Linie ist: ein ästhetisches Phänomen, das von Inhalten nicht ablenkt oder sie schmückt, sondern sie überhaupt erst prägt und ihnen sinnliche Dimension verleiht. Die Beiträge aus Filmwissenschaft, Kunstgeschichte, Literatur- und Theaterwissenschaft sind vereint durch das Forschungsinteresse an den ästhetischen und medialen Umwertungen, welche die Effekte und Erscheinungen von Oberflächen rund um die bürgerliche Episteme der Tiefe erfahren haben. Feudale Kunstwerke, antibürgerliche Avantgardebewegungen, neue Medien sowie postmoderne Theorieansätze haben je spezifische Ästhetiken und Theoreme der Oberfläche geboten, welche die Erscheinungs- und Bedeutungsvielfalt des Begriffs deutlich machen, seine Metaphorik ausloten lassen und Annäherungen an seine Komplexität ermöglichen.

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