Wie gelangt das Wunder in ein Menschenleben? Wie wird ein Kind wunderfähig? Und umgekehrt: Wie kommt es, dass wir nicht ein Leben lang auf göttliche und menschliche Fügungen angewiesen bleiben? Das Bewundern bezieht sich auf ein Ideal, etwas Vollkommenes. Das Sich-Wundern entsteht aus Interesse, Zuwendung zum anderen. Als erfüllendes bringt ein Wunder Lösung und Erlösung, bietet dem Kind eine Abfuhrmöglichkeit für ein unerträgliches Maß an Reizerregung. Doch können Wunder auch ein Spiel aufmischen, sie können Neues setzen. Dies nenne ich wahre Wunder. Macht das Erfüllungswunder einen wunschlos glücklich, lässt das wahre auf ganz besondere Weise zu wünschen … nicht nichts übrig, sondern es schafft Luft, Wunsch-Raum, Atem, erlaubt neuartige Zirkulation des Begehrens. Die Psychoanalyse operiert, da sie sich mit dem Unerkennbaren befasst, ständig an der Wundergrenze. Sie füllt nicht einen Mangel aus, sondern sie verändert eine Ökonomie.