Das Kino um die letzte Jahrhundertwende war ein anderes, als das, was wir heute kennen, und auch das Gedächtnis um 1900 war ein anderes – oder vielmehr, es wurde anders darüber gesprochen, als wir das heute tun. Seine Speicherkapazitäten waren gar kein Thema, sondern vielmehr seine Situierung zwischen Materiellem und Geistigen, seine Fähigkeiten, die einerseits dem Mechanischen vergleichbar waren, aber ebenso eine kreative, imaginative Kraft hatten. Auch das Kino war durch das Zusammentreffen des eigentlich Unvereinbaren charakterisiert: Für Georg Lukács (1911) ist es ganz Oberfläche, Abbild, Physis, seelenlos und dennoch über die Maßen lebendig und phantastisch. Sowohl die Gedächtniskonzepte wie auch die Auseinandersetzung mit dem Kino sind um 1900 von Zweifel und Beunruhigung geprägt, von der Sorge um die verlorene Bedeutung der Subjektivität. Auf dem Hintergrund dieser Überlegungen wird »Le mystère des roches de Kador« diskutiert, ein Film, in dem die Protagonistin von ihrem Gedächtnisverlust geheilt wird – durch das Kino.