Die Konstruktion von Labyrinthen ist, bedingt durch die Erinnerung an Dädalus als Künstler und Techniker, eng assoziiert mit List sowie mit dem Wunsch, den Tod zu überwinden oder doch aufzuschieben. Literarische Texte über labyrinthische Strukturen thematisieren auf inhaltlicher wie struktureller Ebene Funktionen von und Umgang mit technischen Konstrukten; damit verbindet sich vielfach die Idee einer Beherrschung der Zeit durch Strukturierung des Zeitverlaufs sowie die Vorstellung, dem Tod durch Umwege entkommen zu können. Anhand ausgewählter literarischer Texte werden Beispiele der Selbstdarstellung von Erzählern als dädalische Künstler und ihre Reflexionen über Zeit und Umwege durch die Produktion selbstreferentieller Erzähl-Labyrinthe vorgestellt; verglichen werden Texte von Lawrence Sterne, Franz Kafka, Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt und Jorge Luis Borges.