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Anne Seitz: Wimmeln und Wabern
Wimmeln und Wabern
(S. 381 – 395)

Zu einer Poetik des Unsichtbaren bei Joris-Karl Huysmans

Anne Seitz

Wimmeln und Wabern
Zu einer Poetik des Unsichtbaren bei Joris-Karl Huysmans

PDF, 15 Seiten

Um 1900 ereignet sich ein Komplexitätsschub in den Wissenschaften. Nachdem in den frühen 1860er Jahren schon James Clerk Maxwells mathematische Gleichungen zur Elektrodynamik, ein spezielles System von linearen partiellen Differentialgleichungen erster Ordnung, die Physik auf neue Abstraktionsebenen gehoben hatten, verschoben sich in der Folge von Relativitätstheorie und Quantenphysik noch einmal nachhaltig die Grenzen von Wissen und Nicht-Wissen. Kausalität als Konstituens von Naturprozessen wurde grundsätzlich infrage gestellt, und es wurde nachgewiesen, dass Naturvorgänge beobachtungsabhängig seien, dass eben das Licht sich je nach experimentellem Zugang als Teilchen oder Welle erweise und dass in prinzipieller Weise nur Wahrscheinlichkeitsaussagen über Lage und Bewegung von atomaren Teilchen möglich seien.

Die Literatur der Zeit nahm diese irritierenden Einsichten auf und erkundete ihre Konsequenzen in fiktionalen Szenarien oder wandte sich verwandten Phänomenen auf anderen Gebieten zu. Anne Seitz geht dem exemplarisch nach, indem sie die Poetik des Unsichtbaren von Joris-Karl Huysmans vorstellt

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Anne Seitz

ist seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Romanischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum in einem DFG-Forschungsprojekt zur Darstellung des Pathologischen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Literatur und Krankheit im 19. Jahrhundert; demografisches Wissen in der Literatur.

Michael Bies (Hg.), Michael Gamper (Hg.): Literatur und Nicht-Wissen

Die Behauptung von Wissen erfordert stets eine Abgrenzung von dem, was es nicht ist. Dabei wird ein Nicht-Wissen formiert, das zunächst als zu beseitigendes Substrat bei der Wissenserweiterung erscheint, gleichzeitig aber die Dynamik von Kenntnisgewinnungsprozessen befördert. Elemente von Nicht-Wissen sind deshalb unabdingbare Bestandteile moderner Wissensparadigmen.

Literatur nimmt diese Verschränkungen von Wissen und Nicht-Wissen auf, indem sie deren Dialektik darstellt, verarbeitet und reflektiert. Dabei wird sie selbst zu einer Agentin in Wissensprozessen, die sich oft in Bereichen positioniert, in denen Wissenschaften keine exakten Ergebnisse erzielen können oder dürfen. Die Beiträge des vorliegenden Bandes stellen grundlegende Überlegungen zu diesem intrikaten Verhältnis an, arbeiten die prominente strategische Position der Literatur in den Wissenskulturen heraus und untersuchen ihre historische Prägnanz an verschiedenen Konstellationen zwischen 1730 und 1930.

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