Der Aufsatz beschäftigt sich mit dem florierenden Feld der Bionik in Deutschland. So genannte ›funktionale Oberflächen‹ besetzen einen zentralen Platz in dieser zeitgenössischen Variante der Biomimesis. Von bionischen Produkten wie selbstreinigender Fassadenfarbe mit Lotus-Effekt wird erwartet, dass sie das Leben für alle erleichtern. So scheint es, als ob Häute und Hüllen lebendiger Systeme als Wiedergänger in unsere technische Welt zurückkehren und ein Nachleben als lebhafte Oberflächen in unseren Alltagsgegenständen führen. Wenn man die Begeisterung der Bionik für ›natürliche‹ ingenieurstechnische Lösungen verstehen möchte, muss man sich jedoch einem Nachleben ganz anderer Art zuwenden. In der Bionik hallt ein holistisch-systemischer Denkstil nach, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden ist und den Ingenieuren unserer Zeit hilft, ihre Produkte von den vermeintlichen ›Irrwegen‹ der Moderne reinzuwaschen.