Lesen bezieht sich auf Oberflächen, artikuliert je eine Relation zu diesen und derart ein Wissen von diesen; aber an ihm hat Nicht-Wissen teil. Die Oberfläche der Schrift, oder weiter: der Graphien, der visuellen Spuren, auf die die Lektüren sich beziehen, ist nicht nur eine solche, eine zweidimensionale Fläche, sondern als Oberfläche sind ihr Reserveräume impliziert. Das Verhältnis von Oberfläche und Potentialität wird in einem ersten Schritt mit der Figur-Grund-Relation formuliert. Das Verhältnis von Figur und Grund ist in dem von Rahmen oder Beiwerk (parergon) und Werk, das heißt von den Rändern, von den Hinzufügungen her, vermeintlich stabilisiert. Glossen oder Kommentare machen als textkonstitutive Supplemente, die den Status des Textes etablieren, diesen zugleich prekär. Daher haben sich aber literarische Texte, aus deren Raum die schreibend lesende Hinzufügung von Glossen doch konstitutiv ausgeschlossen wurde, vielfach ›selbst‹ als solche, als Glosse oder Kommentar konzipiert, um die Text-konstitutive ›Grenze‹ zu bearbeiten.