Nutzerkonto

Claire Clivaz, Nathalie Dietschy, ...: Ein digitales Kulturobjekt
Ein digitales Kulturobjekt
(S. 145 – 162)

Claire Clivaz, Nathalie Dietschy, Dominique Vinck

Ein digitales Kulturobjekt
Der Fall der »Restaurierung« des Ecce homo von Borja

PDF, 18 Seiten

Im August 2012 brachte der Heimatverein von Borja, in Spanien, auf seinem Blog seine »tiefe Betroffenheit« über einen, wie es hieß, »unbeschreiblichen Vorgang« zum Ausdruck: Ein Wandgemälde in der Iglesia del Santuario de la Misericordia war in einer Form restauriert worden, die das ursprüngliche Motiv – den Schmerzensmann – fast unkenntlich machte. Die Affäre ging in kürzester Zeit durch die internationale Presse und durch das Internet. Sie schlug dabei unerwartet hohe Wellen, mit denen sich Hohn und Spott über den in fast allen Kommentaren als »misslungen« bezeichneten Restaurierungsakt ergoss. Im Web 2.0 hingegen gab das dergestalt »restaurierte« Antlitz des Ecce homo Anlass zu einer Vielzahl von Neuinterpretationen, es avancierte zu einem regelrechten Internet-Phänomen, das in der vorliegenden Studie in Hinblick auf den Umgang mit und die Aneignung von Bildern im digitalen Zeitalter untersucht werden soll.

  • Wissenschaftsgeschichte
  • Digitale Medien
  • Digitalisierung
  • Forschungsmethoden
  • Wissensgeschichte
  • Digitale Methoden
  • Archiv
  • Geisteswissenschaften

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch, Englisch, Französisch

Claire Clivaz

ist Assistenzprofessorin für das Neue Testament und Frühchristliche Literatur an der Universität Lausanne (Faculté de théologie et de sciences des religions). Sie hat sich im Bereich der neutestamentarischen Textkritik auf das Lukas-Evangelium spezialisiert sowie auf historische Epistemologie. 2013 war sie an der Gründung des Laboratory of Digital Humanities and Cultures, Unil (LADHUL) in Lausanne beteiligt und ist Mitglied diverser wissenschaftlicher Beiräte und Herausgeberschaften im Bereich NT und DG, insbesondere im Digital Humanities Summer Institute. Sie ist Co-Chair der Konferenz Digital Humanities 2014 in Lausanne, zusammen mit Melissa Terras (London) und Frédéric Kaplan (EPFL).

Nathalie Dietschy

ist Kunsthistorikerin mit einem Schwerpunkt auf zeitgenössische Kunst. Sie hat an der Universität Lausanne mit der Doktorarbeit Le Christ au miroir de la photo (1981–2011) promoviert und seitdem zu dem Ihre Forschungsinteressen umfassen die Beziehung von heiliger und profaner Kunst (19. und 20. Jahrhundert) und die Frage der Kunstrezeption aus der Perspektive visueller Kulturen. Sie arbeitet derzeit als Dozentin an der Kunstfakultät der Universität Lausanne und ist Assistenzkuratorin an der Foundation for the Exhibition of Photography (FEP).

Dominique Vinck

ist Professor an der Universität Lausanne sowie am Collège des Humanités der EPF Lausanne. Als Mitglied des Instituts für Sozialwissenschaften leitet er hier das Laboratory of Digital Humanities and Cultures (LaDHUL). Daneben ist er Direktor der Revue d’Anthropologie des Connaissances. Er forscht zur Soziologie der Wissenschaften und Innovation und setzt sich derzeit mit dem Engineering von digitalen Kulturen und speziell auch mit dem Feld der Digitalen Geisteswissenschaften auseinander.
 

David Gugerli (Hg.), Andreas B. Kilcher, ...: Nach Feierabend 2013

Der Begriff Digital Humanities umfasst so verschiedene Dinge wie online-basierte Recherche-Methoden, Digitalisierung von Papierbeständen sowie die Neuerfindung der Geisteswissenschaften im digitalen Zeitalter. Eine wissenshistorische Situierung des Phänomens orientiert sich an zwei Leitfragen. Legen sich die Geisteswissenschaften mit der Digitalisierung nur ein effizienteres Instrumentarium zu oder tauschen sie ihre epistemischen Ideale gegen jene aus den natur- und sozialwissenschaftlichen Fächern ein? Und: Wie verändert sich das geisteswissenschaftliche Rollenverständnis unter den Vorzeichen von Open Access, interaktiver Textproduktion, Wikipedia und digitalen Archiven? Entsteht ein neuer Typ des medial versierten Forschenden oder werden herkömmliche Tugenden wie Analyse, Kritik und Erkenntnis bloß in neue Formen übersetzt?