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Kathrin Friedrich, Gabriele Gramelsberger: Techniken der Überschreitung
Techniken der Überschreitung
(S. 31 – 37)

Kathrin Friedrich, Gabriele Gramelsberger

Techniken der Überschreitung
Fertigungsmechanismen »verlässlich lebensfähiger« biologischer Entitäten

PDF, 7 Seiten

Die aktuellen Debatten zu »converging technologies« und zur »Synthetischen Biologie« sind mit einem immanenten transhumanistischen Technofuturismus befrachtet. Der Mensch, um genauer zu sein der/die Wissenschaftler/in, verleibt sich neue Dimensionen der Welt und des Menschen durch die Manipulation kleinster Einheiten ein. Die Gestaltung des Lebendigen soll dadurch neu konzipiert werden, Atom für Atom beziehungsweise Zelle für Zelle. Die materiale Konvergenz von Atomen, Zellen, Bits und Neuronen soll völlig neue technische Produkte ermöglichen. Dabei ist von den Bio-nano-Maschinen, brain-to-machine-interfaces, neuromorphic engineering und Nano-Implantaten eines (selbstredend) »goldenen Zeitalters« die Rede, die helfen sollen, den Menschen (endlich) zu verbessern. Converging Technologies for Improving Human Performance lautet daher nicht nur der Slogan, sondern der Titel des Initialberichts der US-amerikanischen National Science Foundation aus dem Jahre 2002. Der vorliegende Artikel geht der Frage nach der Machbarkeit dieser Vision anhand der Diskurse und Viskurse der Synthetischen Biologie nach, untersucht die Verfasstheit technischen Agierens in diesen neuen Dimensionen und stellt schließlich die Frage, wie viel Transhumanismus tatsächlich enthalten ist. Oder ob der Transhumanismus nicht vielmehr eine Frage der Technik ist, die über das Menschliche nicht hinausgeht, sondern im Gegenteil Natur »vermenschlicht«.

  • Nanotechnologie
  • Synthetische Biologie
  • Converging Technologies
  • Transhumanismus

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Deutsch

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Kathrin Friedrich

studierte Medienwissenschaft, Rechtswissenschaften und Soziologie an der Philipps-Universität Marburg. Seit Juni 2009 ist sie künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Ästhetik der Kunsthochschule für Medien Köln. Sie forscht im BMBF Verbundprojekt ›Lebendige‹ Algorithmen & Zelluläre ›Maschinen‹. Ihre Forschungsschwerpunkte sind digitale Bildgebungsverfahren in der Medizin sowie die Viskurse der Synthetischen Biologie. Ihr Dissertationsprojekt unter dem Arbeitstitel »Medical Media - Digitale Bildgebungsverfahren in der Medizin« analysiert am Beispiel der Computertomographie die Auswirkungen der analog-digitalen Migration auf die diagnostische Praxis. Weitere aktuelle Forschungsschwerpunkte sind Computer-Aided Design und Diagrammatiken in der Synthetischen Biologie sowie Software Studies und Data Processing.

Weitere Texte von Kathrin Friedrich bei DIAPHANES
Gabriele Gramelsberger

Gabriele Gramelsberger

ist Professorin für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie an der RWTH Aachen. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind die Digitalisierung von Wissenschaft und Forschung und die maschinische Epistemologie künstlicher Intelligenz.

Weitere Texte von Gabriele Gramelsberger bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 4

Machen Medien Menschen und andere? So ließe sich die Kernfrage eines Mediendenkens fassen, das auf den formierenden Charakter medientechnischer Apparaturen abhebt. In Donna Haraways »Cyborg Manifesto« von 1985 kam diese Frage zu ihrem Bild: Cyborgs tauchen, so Haraway, immer dann auf, wenn die Grenze zwischen Maschine und Mensch oder Tier und Mensch porös zu werden droht. Seitdem
haben sich sowohl auf dem Gebiet der Technik als auch auf dem der Theorie die Grenzen weiter verschoben: Nicht-menschliche Wesen wurden von den Science Studies als Akteure (wieder)entdeckt, Computerprogramme werden nach lebendigen Prozessen modelliert, und VertreterInnen der Animals Studies fordern Menschenrechte für Tiere. Der Antihumanismus des 20. Jahrhunderts war von einem kritischen Impetus
gegenüber der Machtblindheit des abendländischen Humanismus geprägt und befragte Differenzsetzungen (Natur/Kultur, Frau/Mann, Tier/Mensch) hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Ein- und Ausschlusseffekte. Aktuelle anti-speziezistische Philosophien hingegen analysieren nicht länger die (mediale) Produktion von Differenzen, sondern feiern die Grenzüberschreitung hin zum Tier und zur Maschine als neue ontologische Stufe. Der Schwerpunktteil der Zeitschrift für Medienwissenschaft 4 setzt sich mit möglichen Konsequenzen dieser Negation von Differenz für die Konzeption des Menschen als Spezies unter anderen und als homo faber, der mit (Medien)Techniken operiert und manipuliert, auseinander.

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