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Wolfgang Ullrich: Überschätzt, unterfordert
Überschätzt, unterfordert
(S. 123 – 132)

Mit der Kunst zur Revolution?

Wolfgang Ullrich

Überschätzt, unterfordert
Mit der Kunst zur Revolution?

PDF, 10 Seiten

Mit der Grundfrage nach der gesellschaftlichen Wirksamkeit von Kunst unter den Bedingungen ihrer Autonomie umreißt Wolfgang Ullrich jene Rahmenbedingungen der künstlerischen Moderne, in denen bzw. gegen die sich das in diesem Band fokussierte Kunsthandeln entfaltet. Ullrich geht es um das moderne Paradox in der Auffassung künstlerischer Wirkmächtigkeit: Einerseits wird, paradigmatisch bei Friedrich Schiller, auf eine verstärkte öffentliche Wirkung der Kunst gesetzt, andererseits vollzieht sich die Kunstbetrachtung im Museum in zunehmender Intimisierung und Individualisierung. Die gesellschaftliche Wirksamkeit der Kunst realisiert sich demzufolge gerade im Nicht-Handeln, in der Widerständigkeit gegen die Zweckrationalität des modernen Alltags. Gegen dieses Autonomiekonzept und die ihm korrespondierenden Konzeptionen des Werks und des Museums richteten sich die Bestrebungen der Avantgarden, die bereits in einigen Beiträgen des ersten Teils dieses Bandes unter dem Aspekt des Setzens von Alltags- als Kunsthandlungen thematisiert wurden und hier nun aus der komplementären Perspektive der außerkünstlerischen Wirkungsabsichten künstlerischer Handlungen erneut aufgegriffen werden.

  • Handeln
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  • Gegenwartskunst
  • Kunstgeschichte
  • Wirksamkeit
  • Performativität
  • Medialität
  • Künstlerische Praxis

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Wolfgang Ullrich

ist Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

Weitere Texte von Wolfgang Ullrich bei DIAPHANES
Karin Gludovatz (Hg.), Michael Lüthy (Hg.), ...: Kunsthandeln

In der Moderne und zunehmend seit den 1960er Jahren verlagert sich in der Kunst die Aufmerksamkeit vom finalen Werk auf den Prozess des Produzierens. Dieser ist nicht ­Mittel zum Zweck, sondern gewinnt, in Analogie zu Aufführungspraktiken, Eigenwertigkeit. Im selben Zuge avanciert der kontemplative Betrachter zum Teilhaber, ja, zum ›Mithandelnden‹ des Kunstwerkes. Auch die Kunst insgesamt wird als prozessual begriffen: als ein gesellschaftlicher Bereich, der unterschiedlichste Akteure involviert und beständigen Begriffs- und Verfahrensänderungen unterliegt.

Aus diesen Prozessualisierungen resultiert ein neuartiges Verhältnis von ›Kunst‹ und ›Handeln‹. Handeln wird zu einem Medium der Kunst, zugleich wird Kunst als Medium des (gesellschaftlichen) Handelns neu bestimmt. Diesen beiden Aspekten des Verhältnisses von ›Kunst‹ und ›Handeln‹ ist dieser Sammelband gewidmet. Sein erster Teil fragt nach dem Status von (Alltags-)Handlungen in der Kunst, sein zweiter nach den Möglichkeiten, Kunst als eine Form des Handelns zu begreifen, das Wirklichkeiten erzeugt oder verändert.