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Florian Kappeler, Sophia Könemann: Jenseits von Mensch und Tier
Jenseits von Mensch und Tier
(S. 38 – 47)

Florian Kappeler, Sophia Könemann

Jenseits von Mensch und Tier
Science, Fiction und Gender in Dietmar Daths Roman »Die Abschaffung der Arten«

PDF, 10 Seiten

Dietmar Daths Roman Die Abschaffung der Arten (The Abolition of Species) inszeniert eine Revolution der Verhältnisse zwischen Menschen, Tieren und Maschinen. Im Artikel wird besonders die Verbindung evolutionsbiologischer, informatischer und nanophysikalischer Technologien mit Möglichkeiten ihrer politischen Aneignung aufgezeigt, die für den Text konstitutiv ist und ihn zugleich mit aktuellen Fragen, etwa dem »Transhumanismus« vernetzt. Geschlechtertheoretisch betrachtet zeigt sich dabei, dass die im Roman dargestellten Welten teils ödipalen Geschlechtermodellen verhaftet bleiben, andererseits aber als Produkte eines homosexuellen Begehrens dargestellt werden, das anthropomorphe Repräsentationen des Geschlechts auflöst. Der Roman lotet zudem das poetische Potential bioinformatischen und physikalischen Wissens aus, wie etwa anhand der Verknüpfung von Anagrammdichtung und genetischem Code gezeigt werden kann. Unsere These ist, dass dabei durch den Einsatz bestimmter Medien und Genres letztlich eine politische Aktivierung der LeserInnen erreicht werden soll.

  • Bioinformatik
  • Transspeziezismus
  • Poetologie
  • Science Fiction
  • Gender

Meine Sprache
Deutsch

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Florian Kappeler

ist Oberassistent für die Koordination des Graduiertenkollegs am Zentrum »Geschichte des Wissens« (ZGW). Er war 2008–2010 Stipendiat des DFG Graduiertenkollegs »Geschlecht als Wissenskategorie« der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Promotion beschäftigt sich mit Wissen und Geschlecht bei Robert Musil. Zu seinen Forschungsgebieten zählt auch die Wissensgeschichte des modernen Revolutionsnarrativs, u.a. der Haitianischen Revolution im deutschen Sprachraum.

Weitere Texte von Florian Kappeler bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 4

Machen Medien Menschen und andere? So ließe sich die Kernfrage eines Mediendenkens fassen, das auf den formierenden Charakter medientechnischer Apparaturen abhebt. In Donna Haraways »Cyborg Manifesto« von 1985 kam diese Frage zu ihrem Bild: Cyborgs tauchen, so Haraway, immer dann auf, wenn die Grenze zwischen Maschine und Mensch oder Tier und Mensch porös zu werden droht. Seitdem
haben sich sowohl auf dem Gebiet der Technik als auch auf dem der Theorie die Grenzen weiter verschoben: Nicht-menschliche Wesen wurden von den Science Studies als Akteure (wieder)entdeckt, Computerprogramme werden nach lebendigen Prozessen modelliert, und VertreterInnen der Animals Studies fordern Menschenrechte für Tiere. Der Antihumanismus des 20. Jahrhunderts war von einem kritischen Impetus
gegenüber der Machtblindheit des abendländischen Humanismus geprägt und befragte Differenzsetzungen (Natur/Kultur, Frau/Mann, Tier/Mensch) hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Ein- und Ausschlusseffekte. Aktuelle anti-speziezistische Philosophien hingegen analysieren nicht länger die (mediale) Produktion von Differenzen, sondern feiern die Grenzüberschreitung hin zum Tier und zur Maschine als neue ontologische Stufe. Der Schwerpunktteil der Zeitschrift für Medienwissenschaft 4 setzt sich mit möglichen Konsequenzen dieser Negation von Differenz für die Konzeption des Menschen als Spezies unter anderen und als homo faber, der mit (Medien)Techniken operiert und manipuliert, auseinander.

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