Ende der Neunzigerjahre fragte Hartmut Böhme, ob jemals zuvor in der Geschichte das Thema »Essen« so unerbittlich besprochen, beschrieben, gegängelt und hochgewürgt worden war wie in der Gegenwart. Seine Aussage spiegelt Foucaults Theorie wider, dass eine Vermehrung des Diskurses einer Vermehrung des Codes entspricht, welcher die Ordnung der Dinge manifestiert, in diesem Falle den Körper respektive die Leibesfülle.
Über Essen wird aber nicht nur zu viel gesprochen, es wird auch zu oft nachgebildet, wie wir an Hand der ständig zunehmenden Anzahl audiovisueller Produktionen von Fettleibigkeit zeigen möchten.
Es wird nicht beabsichtigt, die Rolle der Medien auf eine simple Nachahmung vorangegangener Diskurse zu reduzieren. Vielmehr sollte bedacht werden, dass verschiedene Diskurse und Abläufe über ihre wechselseitigen Beziehungen ein regelrechtes Netzwerk aufbauen und so Fettleibigkeit sowie Bilder von adipösen Menschen produzieren. In diesem Kontext ist Fettleibigkeit eine Praxis des Anschauens und des Angeschaut-werdens mittels verschiedener audiovisueller Prozesse, die nach Wahrnehmungs- und Produktionsstrukturen systematisch analysiert werden sollen.