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Leonhard Fuest: Materia Cruda. Zur Essentialität des ›poetopharmakon‹
Materia Cruda. Zur Essentialität des ›poetopharmakon‹
(S. 81 – 90)

Leonhard Fuest

Materia Cruda. Zur Essentialität des ›poetopharmakon‹

PDF, 10 Seiten

Poetopharmaka sind poetische Heilmittel und Gifte, die im Zeitalter der expansiven Multimedialität mit Blick auf die conditio humana neu zu beschreiben und zu produzieren sind. Wenn hier nach der materia cruda gefragt wird, wird damit auf eine alchemistische Semantik zurückgegriffen, in welcher das Wechselverhältnis von Imagination und Stofflichkeit grundlegend ist. Über drei historische Stationen, etwa um 1800, 1900 und 2000, werden dann streiflichtartig Poeten und Philosophen eben zu diesem Verhältnis befragt, wodurch Begriffe wie »Energie«, »Magie«, »Technik« und »Medium« in einer für die menschliche Physis und Psyche relevanten Perspektive ins Spiel kommen. Diese Reflexionen stützen die Behauptung der Essentialität des poetopharmakon. Dass und wie es im Zeitalter des Internet wirksam eingesetzt werden mag, kann indes nicht allein diskursiv verhandelt werden, sondern harrt des Experiments – so wie es in der virtuellen Poetopharmazie (auf http://www.poetopharmazie.de) eingeleitet wurde.
 

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Leonhard Fuest

ist Privatdozent für Neuere Deutsche Literatur am Institut für Germanistik II der Universität Hamburg. Er hat sich 1999 am Institut für Neuere Deutsche Philologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster mit einer Arbeit über das Werk Thomas Bernhards promoviert und 2008 an der Universität Hamburg mit einer Arbeit über das Nicht(s)tun in der Literatur habilitiert. Als Fellow am Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg Greifswald hat er begonnen, an der theoretischen Grundlegung und praktischen Einrichtung einer Poetopharmazie zu arbeiten.

Ottmar Ette (Hg.), Veronika Sellier (Hg.), ...: LebensMittel

In welchem Sinne sind die Künste, sind die Literaturen der Welt Mittel zum Leben im Leben, aber auch Mittel und Medien des Lebens selbst? Kein Zweifel: Literatur bzw. Kunst ist, weil sie mehr ist, als sie ist. Aber muss man dann nicht auch die Frage stellen: Was sie isst? Ist sie denn nicht, was sie isst? Was wäre die Literatur, was wäre die Kunst ohne das, was sie sich auf philosophischer, literarisch-intertextueller, naturgeschichtlicher oder naturwissenschaftlicher Ebene einverleibt, ja in sich hineinstopft? Ein verschiedenste Disziplinen querender Polylog unterschiedlicher Bereiche von Lebenswissen sucht den Weg für neue transdisziplinäre Forschungsfelder zu eröffnen. Die Grundsubstanz Nahrung als elementare Schnittstelle zwischen Kultur und Leben soll zur existentiellen Mitte des Lebens gelangen.

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