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Lea Haller: Rohstoffe verschieben
Rohstoffe verschieben
(S. 209 – 228)

Rohstoffe verschieben. Ein unsichtbares Geschäft in der Krise, 1934–1939

Lea Haller

Rohstoffe verschieben
Ein unsichtbares Geschäft in der Krise, 1934–1939

PDF, 20 Seiten

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts etablierte sich in der Schweiz das »Transitgeschäft«, d.h. der globale Warenhandel, als eigene Branche neben dem Import- und Exporthandel. Dieser Beitrag fokussiert auf die Unsichtbarkeit dieses Geschäfts, die in der Zwischenkriegszeit erstmals zum Problem wurde. Da die gehandelte Ware kaum je in die Schweiz kam, statistisch also irrelevant war, kollidierte die Finanzpolitik des Bundes unbeabsichtigt mit den Interessen der Transithändler. Um ihre Auslandsguthaben im gebundenen Zahlungsverkehr geltend machen zu können, organisierte sich die verschwiegene Branche 1934 in einem Verband und lancierte eine Transparenzoffensive. An der Schnittstelle von Waren-, Geld- und Informationsflüssen wird deutlich, wie voraussetzungsreich und wie eingebunden in die politischen Verhältnisse die ökonomische Bewegung von Stoffen ist.

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Lea Haller

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der ETH Zürich. In ihrer 2011 eingereichten Dissertation zur Geschichte des Cortisons untersuchte sie die Wechselbeziehungen zwischen Hormontheorie, pharmazeutischer Standardisierung und sich verändernder Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Arbeit wurde mit der ETH-Medaille ausgezeichnet und erschien 2012 im Chronos-Verlag (Cortison. Geschichte eines Hormons, 1900–1955). Zurzeit arbeitet sie an einem Projekt zur Geschichte des globalen Rohstoffhandels im 20. Jahrhundert mit einem Fokus auf Schweizer Handelsfirmen.

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Alles ist im Fluss – diese antike Weisheit feiert im durchglobalisierten Weltgeschehen fröhliche Urstände. Mobilität und Wandel sind die kategorischen Imperative der Zeit. Auch Stoffe bewegen sich rastlos über den Erdball, ebenso wie durch unsere Körper, werden fortlaufend umgestaltet und konstituieren so die materielle Welt, wie wir sie erleben. Ausgehend von diesem Befund wird eine Wissensgeschichte dieser materiellen Welt anvisiert, die nicht Strukturen, sondern stoffliche Überführungen und Umwandlungen – räumlich, zeitlich und substanziell – ins Zentrum rückt. Ohne der Versuchung zu erliegen, die Physikochemie mit ihrem elementaren Baukastenprinzip der Materie oder theoretische Figurationen aktueller Diskurse – Stoffkreislauf, Zirkulation, Stoffwechsel, Materialfluss – als historische Apriori zu setzen, entwickeln die Beiträge eine von Prozessen und Bewegungen ausgehende Natur- und Kulturgeschichte der materiellen Welt.

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