Leerlauf als eine Art von »normaler« Störung untersucht Markus Krajewski am Beispiel der »subalternen Medien«, wie er sie nennt, des Dieners und des Computers. Zum Füllen der Wartezeiten, die die Diener in aristokratischen wie auch in großbürgerlichen Häusern durchlebten, wurde das Lesen empfohlen. Die Literatur selbst weiß von genügend Beispielen, wie sie sich selbst zur Verwandlung von Leerlauf in erfüllte Zeit ins Spiel bringt. Was aber machen Maschinen im Leerlauf? Die Phasen des Nichtstuns, in denen Computer allein damit beschäftigt sind, sich selbst zu verwalten, werden als idle time bezeichnet. Diesen Leerlauf, die Nebenzeit oder idle time, ist aber kein Stillstand, denn die Maschinen verwenden sie nicht wie einst die lebendigen Diener zur Lektüre, sondern zur Aktualisierung der Programme, zur Kontrolle und Schließung von Sicherheitslücken, durch die Viren oder Trojaner eindringen könnten. Oder sie wehren mögliche Denial-of-Service-Attacken ab, die den Rechner endgültig in den Stand des Nichtstuns versetzen würden. Während aber einst die sozialen Herren ihre Domestiken in Leerzeiten schickten, so lassen heute bestimmte Computerprogramme ihre Benutzer warten und zeigen an, dass in technischen Umwelten die Herrschaftsverhältnisse nicht immer eindeutig sind.