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Claus Pias: Cybernation
Cybernation
(S. 15 – 34)

Von der Freizeit zur Freiheit und wieder zurück

Claus Pias

Cybernation
Von der Freizeit zur Freiheit und wieder zurück

PDF, 20 Seiten

In seinem Aufsatz über »Cybernation« analysiert Claus Pias drei wichtige Publikationen des Jahres 1964, die eine Epochenwende durch Kybernetisierung in Begriffen der Krise und der Utopie in Aussicht stellten. In die Krise geriet das eingespielte System der Ökonomie, dafür winkte Erlösung von der Arbeit durch »communication, computation, and control«. Nach den Worten von Leon Bagrit in The Age of Automation von 1964 ging es darum »to become full human beings.« Während Bagrit die Menschen auf dem Wege zu ihrem vollen Sein freilich noch mit Problemen der Untätigkeit kämpfen sah, wollte Marshall McLuhan in einem Beitrag aus dem gleichen Jahr an ein Glück dauerhaften Lernens glauben. Auch im Jahr 1964 erschien aus der Feder von Wissenschaftlern und Industriellen das Manifest The Triple Revolution, das die Kybernetisierung als dritte Revolution nach den Menschenrechten und der Revolution der Kriegstechnologie feierte. Sie sollte die alte Ökonomie des Mangels ablösen und die Ära des Überflusses einläuten. In einer dritten Publikation des Jahres 1964 suchte Leo Marx in The Machine in the Garden nach Urbildern der Cybernation-Utopie in der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Auch die Technikgeschichte zeigt, dass in den Ingenieurbüros, wo diese Träume implementiert und Menschenarme durch Roboter ersetzt werden sollten, die Dinge weniger utopisch vorangingen. Im Rückblick auf diese Traumzeit der Automatisierung skizziert Claus Pias ein Forschungsprojekt, das das Zusammenspiel von Technik, Diskurs, Politik bei der Neureglung des Verhältnisses von Menschen und Maschinen untersuchen soll.

  • Regelung
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Claus Pias

ist Professor für Mediengeschichte und Medientheorie an der Leuphana Universität Lüneburg. Zuvor lehrte er in Weimar, Bochum, Essen und Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Technikgeschichte und Medientheorie.

Weitere Texte von Claus Pias bei DIAPHANES
Stefan Rieger (Hg.), Manfred Schneider (Hg.): Selbstläufer / Leerläufer

Das 20. Jahrhundert steht im Zeichen der Regelung und ihrer Versprechen. Ob im Realen der Technik oder im Imaginären der Kultur, sie lässt kaum einen Bereich der Lebenswelt unberührt. Doch neben einfachen Formen geglückter Betriebsamkeit und neben reibungslosen Abläufen gibt es Fälle, die aus der Regelungsnormalität ausscheren – dann etwa, wenn sich Dinge ohne energetischen Aufwand verselbständigen oder ohne Bezug auf eine Referenz leerlaufen. Selbstläufer und Leerläufer sind somit nicht selten spektakuläre Einbrüche in der Ökonomie der Regelung. Gerade Selbstläufer und Leerläufer können den Status der kybernetischen Vernunft veranschaulichen. Das große Versprechen, das seit dem 20. Jahrhundert auf dem Regelungsparadigma wie eine Hypothek lastet, scheint immer weniger einlösbar. Die aktuellen Krisen bei Individuen und Banken, bei Autobauern und ganzen Volkswirtschaften machen deutlich, wie prekär es um die vermeintliche Synonymie von Vernunft und Regelung steht.