In seinem Aufsatz über »Cybernation« analysiert Claus Pias drei wichtige Publikationen des Jahres 1964, die eine Epochenwende durch Kybernetisierung in Begriffen der Krise und der Utopie in Aussicht stellten. In die Krise geriet das eingespielte System der Ökonomie, dafür winkte Erlösung von der Arbeit durch »communication, computation, and control«. Nach den Worten von Leon Bagrit in The Age of Automation von 1964 ging es darum »to become full human beings.« Während Bagrit die Menschen auf dem Wege zu ihrem vollen Sein freilich noch mit Problemen der Untätigkeit kämpfen sah, wollte Marshall McLuhan in einem Beitrag aus dem gleichen Jahr an ein Glück dauerhaften Lernens glauben. Auch im Jahr 1964 erschien aus der Feder von Wissenschaftlern und Industriellen das Manifest The Triple Revolution, das die Kybernetisierung als dritte Revolution nach den Menschenrechten und der Revolution der Kriegstechnologie feierte. Sie sollte die alte Ökonomie des Mangels ablösen und die Ära des Überflusses einläuten. In einer dritten Publikation des Jahres 1964 suchte Leo Marx in The Machine in the Garden nach Urbildern der Cybernation-Utopie in der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Auch die Technikgeschichte zeigt, dass in den Ingenieurbüros, wo diese Träume implementiert und Menschenarme durch Roboter ersetzt werden sollten, die Dinge weniger utopisch vorangingen. Im Rückblick auf diese Traumzeit der Automatisierung skizziert Claus Pias ein Forschungsprojekt, das das Zusammenspiel von Technik, Diskurs, Politik bei der Neureglung des Verhältnisses von Menschen und Maschinen untersuchen soll.