Im Anschluss an die Vision eines enhancement von Soldaten durch Steroidhormone geht es im ersten Beitrag von Peter Risthaus um ein enhancement von Dichtern durch Drogen. Diese Geschichte lässt sich zum großen Teil in den Drogenprotokollen nachlesen, die die Autoren der literarischen Avantgardebewegungen des 20. Jahrhunderts pflegten. Bereits im 19. Jahrhundert waren Dichter wie Thomas de Quincey und Charles Baudelaire buchstäblich auf Opium- und Haschisch-Trips vorangegangen, um gezielt in eine Tiefenschicht dichterischer Kreativität einzutauchen und die Kräfte des Unbewussten selbständig agieren zu lassen. An Beispielen von Walter Benjamin und Ernst Jünger erläutert Peter Risthaus die besondere Funktion des Protokolls, das in die Literatur Eingang fand. Denn die Autoren verzeichneten bei ihren durch Drogen in Gang gesetzten Trips und Fahrten zunächst nur dichterischen Leerlauf. Sie konnten das Erlebte nicht in Literatur verwandeln. Erst durch supplementäre Techniken wie die Erinnerung und das Protokoll ließen sich die Spuren, die der über Drogen regulierte Selbstlauf der kreativen Kräfte auf Papieren hinterließ, in Kunst übertragen. Die moderne Poetik, die Literatur inzwischen als Ergebnis von Technik auffasst, hat dieses Szenario aber inzwischen wieder aufgegeben.