Peter Risthaus liest Kafkas »Brief an den Vater« und die Erzählung Elf Söhne als juridischen Kampf um Beispiele, die gegen das Exempel-Vorbild des Vaters ins Feld geführt werden. In ihnen zeigt er die Beziehungsfalle, das double bind des Vaters, der durch Erzählungen aus seinem entbehrungsreichen Leben beschämt und zur Nachahmung lockt, sie aber zugleich verbietet. Als Beleg hierzu führt Kafka die ›Zürauer Abenteuer‹ seiner Schwester Ottla an, mit denen sie Arbeit und Entbehrungen des Landlebens auf sich nehmen wollte, damit aber beim Vater keine Anerkennung fand. Der ganze Vater-Brief weist die Struktur eines Beispiel-Streits auf, der den Unterschied kenntlich macht zwischen dem, was es heißt, ein Beispiel zu sein, und dem, was es heißt, ein Beispiel zu geben. Es geht um die genealogische Beziehung schlechthin, in welche die vielen Beispiele ein Trugbild einführen. Zugleich verweisen die gegen den Vater angeführten ›Wälder von Einzelheiten‹ auf die Literatur, in der der Beispiel-Streit zu Ende gebracht werden soll.