Im sogenannten Kunstwerkaufsatz gibt Martin Heidegger zwei Beispiele, deren tendenziöser Einsatz in diesem Beitrag entlarvt wird: Neben dem Tempel in Paestum führen besonders die Schuhe Van Goghs zu immer neuen leidenschaftlichen Debatten über die Dingwelt und ihren Status für die Kunst. Zumeist ganz beiläufig eingeführt, betont Heidegger stets die Austauschbarkeit seiner Beispiele. Auffällig sind dagegen bestimmte Modi des ›Traktierens‹, ›Fiktionalisierens‹ und ›Dramatisierens‹, die zu maßgeschneiderten Passformen für ultratheoretische Vorannahmen, wie der Lichtung des Seins, führen. Ein Brief Heideggers an Karl Jaspers offenbart einen gewissen »Ekel an der Unmittelbarkeit«, der nahe legt, dass die Beispiele erst durch die Erinnerung hindurch müssen, um kunstphilosophisch relevant werden zu können. Ein Gedächtnis des Seins kann seine Beispiele nicht mehr finden, sondern muss sie souverän erfinden, um ihnen am Ende nichts zu schulden.