Thomas Trowards Idee eines universellen »objektiven Geistes«, der aus dem Weltraum heraus menschliches Handeln steuert, spielte auch in der Ethologie des Vogelschwarmverhaltens eine Rolle. Sebastian Vehlken analysiert in einem wissenschafts- und mediengeschichtlich angelegten Beitrag über ornithologische Schwarmstudien und ihr medientechnisches Instrumentarium, wie Forscher mit ihren Darstellungsmethoden zu wissenschaftlichen Irrläufern werden. Die ersten Erklärungsversuche zum koordinierten Verhalten von Vogelschwärmen schließen um 1900 an zeitgenössische Überlegungen zur Massenpsychologie und zum Spiritismus an. Die Theoriemodelle der Schwarmforscher verändern sich mit den Verfahren zur Dokumentation der Flüge, die vom Aufschreiben per Hand über filmische Aufzeichnung bis hin zur Implementierung von Computerprogrammen führen. Die rechnergestützten Simulationen können aber stets nur ausgewählte Daten aus dem Schwarmverhalten verarbeiten, indem sie computertechnisch gefiltert und mittels statistischer Verfahren hochgerechnet werden. Damit stellen Schwärme als Medien selbst die Mittel bereit, derer es zu ihrer eigenen Beschreibung bedarf. Wenn die Schwarmbewegungen auf diese Weise zum programmierten Schreibverfahren geworden sind, lassen sie sich im Netz ihrer Bewegung fangen und beschreiben. Das Imaginäre ihrer Regelung erscheint in den auf Selbstlauf angelegten Simulationsenvironments der Rechner.