In einer Passage aus Freuds Psychopathologie des Alltagslebens führt der Begründer der Psychoanalyse eine Erinnerungstäuschung an, der er selbst in seiner frühen Pariser Zeit unterlegen ist. Die Täuschung betrifft die Fehlleistungen des Lesens und des Namenvergessens, zumal das Verhältnis zum eigenen Namen hier in mehrfach entstellter Form eine Rolle spielt: Freud erinnert sich falsch an den Namen einer literarischen Figur von Alphonse Daudet, den tagträumerischen Buchhändler Joyeuse. Ihm schiebt Freud in einer Kette von Fehlleistungen zudem den eigenen Tagtraum von einer Protektion unter, wobei offenbar der Wunsch, von Charcot protegiert zu werden, am Werk ist. Kaisers Interesse richtet sich auf die Entstellungen unbewusster Prozesse, die in der Erinnerungstäuschung wirksam sind. Das Beispiel exponiert in besonderer Weise eine rekursive Struktur, die sich allem Zu- und Begreifen immer ein Stück entzieht; seine Beschreibung im traditionellen Vokabular der Induktion oder des casus in terminis steht damit in Frage. So wird das Beispiel zum Ort, an dem die Spuren der umkämpften Institutionalisierung der Psychoanalyse lesbar sind.